Faule Kompromisse

Angesichts des immensen Drucks seitens der säkularen Wissenschaft, wo eine große Einigkeit bezüglich eines hohen Alters der Erde und Naturalismus/ Materialismus/ Evolution besteht und scheinbar auch eine hohe Beweislast dazu vorliegt, ist es verständlich, wenn Christen Kompromisse zwischen Schöpfung und Evolution suchen. So wird zum Beispiel eine lange Zeitperiode zwischen die ersten beiden Verse der Bibel geschoben, oder die 6 Schöpfungstage nicht als 24-Stunden-Tage sondern als lange Zeiträume gesehen. Das birgt jedoch mehrere schwerwiegende Probleme. Erstens: Schließt man direkt auf der ersten Seite der Bibel in Bezug auf die Schöpfung einen Kompromiss mit der säkularen Denkweise, kann das schnell zum Domino-Effekt führen, sodass auch andere Aussagen der Bibel relativiert und dem Zeitgeist angepasst werden. Zweitens: gottesfürchtige Menschen waren immer schon in Konfrontation mit den Mächten dieser Welt und eine Annäherung an die Denkweisen der Welt ist nie von Gott gewollt (Jak 4:4). Drittens: ein Kompromiss in der Schöpfungsfrage beinhaltet in sich schon einen gewissen Domino-Effekt, der zu groben theologischen Schieflagen führt, die hier kurz angerissen werden.

„Denn Adam wurde zuerst gebildet, dann Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und geriet in Übertretung.“
1. Timotheus 2:13-14

Historischer Adam – ja oder nein? Jesus selbst (Mt 19:4; Mk 10:6) und auch die Apostel aben Adam als historischen ersten Menschen, der real als Individuum gelebt hat, beschrieben. Paulus nimmt Adams Sünde und Tod zum Anlass, die Erbsünde und die Erlösung durch Christus zu lehren (Rö 5:12 19) sowie Aspekte der Auferstehung (1Kor 15:45-47) und der Gründe für die biblischen Geschlechterrollen (1Tim 2:13-15) zu erklären. Judas nennt Adam als Vorfahren Henochs (Jud 14) und Lukas führt die Abstammung Jesu direkt auf Adam zurück (Lk 3:38). Adam und Eva, die ersten Menschen im Garten Eden, waren laut neutestamentlichem Zeugnis reale Personen, die keine Evolution vom Tier zum Menschen durchschritten haben, sondern direkt als fertige Menschen von Gott erschaffen wurden.

Tod vor der Sünde: Laut Rö 6:23 ist der Tod eine Folge der Sünde. Vor dem Sündenfall war der Mensch auf ewiges Leben ausgelegt, das zeigt z. B. die Erlaubnis, im Paradies vom Baum des Lebens zu essen (1Mo 2:16-17 klammern nur den Baum der Erkenntnis aus, alle anderen waren für den Verzehr erlaubt). Durch den Sündenfall würde der Mensch nun „gewisslich sterben“, d. h. vorher war er nicht im Sterbeprozess. Der Tod kam also erst nach der Sünde in die Welt. Ein Glaube an die Evolution des Menschen aus niedrigeren Lebensformen hat zwangsläufig viele Generationen des Sterbens als Voraussetzung. Es kann also laut biblischer Erlösungslehre kein Tod vor der Sünde zugelassen werden. Andernfalls hat die Strafe Gottes für den Sündenfall und damit auch die gesamte Erlösungstat Jesu keinerlei Bedeutung.

„Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Römer 6:23

Jesus irrt sich bezüglich des Anfangs der Schöpfung: Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich bei den Aussagen Jesu zum Anfang der Schöpfung: in Mt 19:4 und Mk 10:6 stellt Jesus die ersten Menschen, Adam und Eva, an den Anfang der Schöpfung (Petrus in seinem zweiten Brief übrigens auch: 2Petr 3:4). Das ist im Junge-Erde-Modell absolut konsistent, denn Adam und Eva wurden am 6. Tag erschaffen, das ist im Vergleich zur 6000-jährigen Geschichte der Erde der Anfang. Lässt man nun laut Evolutionsmodell Jahrmillionen oder Jahrmilliarden zu, rücken die ersten Menschen vom Anfang an das Ende der Schöpfung, denn ein Ereignis, das 6000 Jahre zurückliegt, ist in Relation zu Jahrmilliarden am Ende des Gesamtzeitraums anzusetzen. Damit wären die Worte Jesu, des Sohnes Gottes, nicht die Wahrheit. Jesus hätte sich geirrt.

Fehler im Text über die 10 Gebote: Im Text, wo uns die 10 Gebote überliefert sind, wird im Sabbatgebot (2Mo 20:11) von Gott selbst gesagt, dass er die Welt in 6 Tagen erschaffen hat und am siebten Tag geruht hat, woraus der Wochenrhythmus mit einem Ruhetag abgeleitet wird. Sollte Gott, der die steinernen Gesetzestafeln selbst geschrieben hat (2Mo 31:18), sich geirrt haben? Oder gibt es einen Fehler in der Überlieferung der 10 Gebote? Sind dann womöglich noch andere Fehler in der Bibel, sodass wir überhaupt nicht wissen können, was verbindlich ist und was nicht?

„Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau erschaffen.“
Markus 10:6
 

Aufweichung biblischer Moral: Ein weiterer Aspekt wäre der Einfluss eines kompromissvollen Schöpfungsverständnisses auf die Ethik. Angesichts der gesellschaftlichen Trends wie der Öffnung der staatlichen Ehe für gleichgeschlechtliche Verbindungen, (selektive) Abtreibungspraxis, Vorstöße in der Euthanasie und in der Reproduktionsmedizin sowie dem allgemeinen Relativismus bezüglich moralischer Normen wäre es fatal, wenn bibeltreue Christen einen Kompromiss beim Schöpfungsverständnis eingehen, denn alle genannten ethischen Themen hängen mit dem Schöpfungsverständnis zusammen. Eine detaillierte Analyse dieses Aspekts würde hier zu weit führen, die kurze Erwähnung soll aber zeigen, dass mit einer Aufweichung des biblischen Schöpfungsverständnisses die Funktion der Christen als Gegenpol zum Zeitgeist als Salz und Licht (Mt 5:13-16) gefährdet ist und der Werteverfall ohne den Widerstand der bibeltreuen Christen sicher noch schneller vonstattengehen würde.

Zusammenfassung

Dieser Artikel sollte zeigen, dass das Thema Schöpfung keinesfalls zu vernachlässigen ist. Wir haben gesehen, dass unser Gottesbild maßgeblich vom Schöpfungsgedanken abhängt, sowie unser Gottvertrauen auf persönlicher, kollektiver und weltweiter Ebene auf der Schöpfungsmacht Gottes gründet. Kompromisse – sozusagen Risse im Fundament des christlichen Lehrgebäudes – führen zu eklatanten theologischen Schwierigkeiten und auf lange Sicht zum Einsturz des Turms der Wahrheit. So verwundert es nicht, dass die Gemeinde im Laufe der Kirchengeschichte bei der Entwicklung der wichtigsten Glaubensbekenntnisse die Schöpfungshandlung Gottes als wesentlichen Aspekt integriert hat, um sich gegen Irrlehren zu wehren. Das Nicäno-Konstantinopolitanum (4. Jh), das Apostolikum (5. Jh), der Heidelberger Katechismus (1563) und auch die Chicago-Erklärung (1978-1986) messen der Schöpfung einen gebührenden Platz zu. So wollen auch wir heute an Gott als unseren Schöpfer denken (Pr 12:1) und dem Ehre geben, dem Ehre gebührt, „dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen!“ (Rö 1:25)